Vor einigen Wochen hatte ich beim Einkaufen eine Begegnung mit einer alten Schulfreundin. Wir hatten uns ewig nicht gesehen und waren neugierig, wie sich das Leben der anderen entwickelt hatte.

Ich zögerte zunächst, ihr meine Geschichte zu erzählen. Zu oft habe ich in verständnislose Gesichter geblickt, wenn ich allein meine Berufsbezeichnung nannte. Doch dann wurde ich mutig und erzählte, was ich wirklich tue.

Diese Begegnung war die Inspiration zum heutigen Artikel, der 5 Mythen über Cranio-Sacral-Arbeit enthüllt. Vielleicht hast du dir auch schon ähnliche Gedanken gemacht – dann wird dir dieser Artikel vielleicht etwas Klarheit bringen. 

Viele Freude beim Lesen, 
wünscht Claudia 

Mythos Nr. 1: Verwirrung über die Namensherkunft: Craniosacrale Körperarbeit ist nichts Heiliges!


Wer den Begriff „
Craniosacrale Arbeit” nicht kennt, glaubt, es handle sich um etwas Heiliges. Mancher zieht eine Verbindung zu Kirche und Religion. Das Wort „sacral“ ist irreführend.

Ich möchte deshalb Mythos Nr. 1 enthüllen: Gehst du zu einer Cranio-Sacral-Behandlung, besuchst du keine religiöse Gemeinschaft, sondern eine Körper-Therapeutin.

In meiner Arbeit befasse ich mich mit einem sehr wichtigen System deines Körpers: Das Cranio-Sacral-System.
Es verläuft zwischen deinem Schädel, der Wirbelsäule, dem Kreuzbein und schließt die Membranen (Hirn- und Rückenmarkshäute) ebenso wie den Liquor (die Gehirn- und Rückenmarksflüssigkeit) mit ein.

Der Name ist abgeleitet von den lateinischen Bezeichnungen der beiden Knochen:

  •  dem Cranium (Schädel) und
  •  dem os sacrum (Kreuzbein) 

Mein Fokus ist der craniosacrale Rhythmus, der sich im Pulsieren der Gehirn- und Rückenmarksflüssigkeit zeigt. Diese Flüssigkeit bewegt, nährt und schützt das Nervensystem. Der Craniosacrale Rhythmus ist am ganzen Körper fühlbar. Er breitet sich über das Bindegewebe aus.

Mythos Nr. 2: Cranio-Sacral-Arbeit ist nicht geheim oder esoterisch!

Eine Schublade, in die Craniosacrale Arbeit gerne gesteckt wird, ist die Esoterik. Doch was bedeutet dieser Begriff tatsächlich?

Esoterik“ stammt aus dem Altgriechischen und bedeutet inneres, verborgenes Wissen. Ursprünglich wurde darunter eine geistig-philosophische oder mystische Geheimlehre verstanden, die nur einem streng limitierten, auserwählten Personenkreis zugänglich war. Der enge Kreis wurde in Mysterien eingeweiht und musste sich der Geheimhaltung verpflichten.

Um Mythos Nr. 2 zu enthüllen, möchte ich dir von meiner Ausbildung erzählen. Dazu habe ich mich weder einem Geheim-Bund noch einer Sekte angeschlossen. Vielmehr war meine Cranio-Sacral-Ausbildung eine dreijährige, berufsbegleitende Ausbildung, zu der ich mich über ein Anmeldeformular bei meiner Cranio-Therapeutin einschrieb.

Mit mir saßen Physiotherapeuten, Heilpraktiker, Hebammen und Ärzte auf der Schulbank. Jeder konnte sich zu dieser Ausbildung anmelden. Voraussetzung war das Interesse an einem tieferen Verständnis über die Funktionsweise unseres Körpers. Medizinisches Vorwissen war hilfreich, aber nicht notwendig.

Die folgende Aufzählung enthält Beispiele des vermittelten Wissens: 

  • das Cranio-Sacrale-System und seine Funktionsweise
  • das autonome Nervensystem
  • die Hormonsteuerung
  • viele verschiedene Griff-Techniken
  • die Schädelknochen und Schädelnähte
  • das Venen-Sinus-System
  • die Faszien und ihre Strukturen
  • Embryologie
  • Umgang mit Schock und Trauma
  • Narbenentstörung
  • verbale Techniken zum Körperdialog
  • die Zusammenhänge zwischen Wirbelsäule und Organen

Noch ein Satz zur Esoterik: Nur, weil ich mich körperlichen, innerlichen Abläufen widme, ist meine Arbeit nicht esoterisch. Dein Körper-Inneres arbeitet ständig von dir unbeobachtet, autonom. Alles geschieht in der Regel ohne dein Zutun, ohne deine Aufmerksamkeit. Während einer Cranio-Sacral-Behandlung richten wir beide unsere Aufmerksamkeit auf körperliche Abläufe und beobachten/spüren, was sich zeigt.

Damit wird deine eigene Selbstwahrnehmung geschärft. Was dir selbst über dich und deinen Körper verborgen war, kommt ans Licht.

Mythos Nr. 3 enthüllt: Die Craniosacrale Arbeit hat Tradition

Auch in Zeiten der Informationsfülle scheint “Craniosacral-Arbeit” wenigen bekannt zu sein und wird gerne als neumodischer Kram abgetan. Das darf sich ändern und dazu möchte ich beitragen. 

Entstanden ist die Craniosacrale Ostheopathie durch die Forschungsarbeiten von William Garner Sutherland (1873-1954), dessen Lehrer der Osteopath Dr. Andrew Still war. Seine ersten bahnbrechenden Gedanken über die Beweglichkeit der Schädelknochen und die Existenz eines primär-respiratorischen-Mechanismus formulierte Sutherland bereits 1899, also vor über 120 Jahren!

Heute gilt die Craniosacrale Arbeit als körperorientierte Behandlungsform, die in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts vor allem in den USA weiterentwickelt wurde.

Cranio-Sacral-Balancing ist eine sehr sanfte Methode, um in Dialog mit deinem Körper zu treten. Meine Hände berühren deinen Körper sehr zart und mit wenig Druck. Das ist für viele Menschen beim ersten Mal eine ungewöhnliche Erfahrung. Wir sind es gewohnt, dass etwas passieren muss, dass wir etwas „tun“ müssen.

Meine Arbeit hat viel mit Spüren, Fühlen und Wahrnehmen zu tun. Vielleicht kommt dir der Gedanke neu vor, dass dieses sanfte Vorgehen und Handauflegen etwas im Körper auslösen kann. Die Basis der Arbeit hat Tradition – sie wird seit über hundert Jahren mit Erfolg praktiziert. Ihre Wirkweise ist mit Studien belegt. 

Mythos Nr. 4. enthüllt: Ich schicke keine Fremd-Energie

Um den Mythos Nr. 4 des Energie-Schickens zu enthüllen, möchte ich dir gerne etwas über die Funktionsweise deines Körpers erzählen:

Deine Muskeln, Faszien, Knochen, Organe, Bindegewebe und die Gehirn- und Rückenmarkshäute besitzen eine Eigen-Beweglichkeit (Motilität). In gesundem Zustand stellt dein Körper Homöostase her, was so viel wie Fließ-Gleichgewicht bedeutet.

Äußere Umstände wie Stress, Sportverletzungen, Unfälle, Operationen, beengende Verhaltensmuster und Gewohnheiten können die Eigenbeweglichkeit einschränken und den Körper ins Ungleichgewicht bringen.

Ich bin darauf trainiert, die Motilität der verschiedenen Körperebenen zu erspüren. Ich “erinnere” den Körper an den ehemals gesunden Zustand. Dazu aktiviere ich die dir innewohnenden Ressourcen. Dein Potential, dein körpereigenes Energiesystem wird ins Fließen gebracht, damit sich dein Energiestrom auf Fließgleichgewicht ausrichtet. Die Selbstheilungskräfte werden angeregt.

Wird der Cranio-Sacrale-Rhythmus im Körper aktiviert, kann es sich innerlich wie ein fließender Bach anfühlen. Daraus assoziieren Menschen, ich hätte eine äußere Energie (manche glauben es sei meine Energie) zum Einsatz gebracht. Doch dem ist nicht so. Meine Handarbeit hilft deinem Körper lediglich, selbst einen Schritt in die gesunde Richtung gehen zu können und Gestautes, Verklebtes, Festgehaltenes zu lösen. 

Mythos Nr. 5 enthüllt: Cranio-Sacral-Balancing sieht den ganzen Menschen und ist auf Gesundheit ausgerichtet.


Die Cranio-Sacral-Arbeit wird oft als
manuelle Behandlungsmethode verstanden, die rein auf körperlicher Ebene wirkt. Das ist für mich ein Mythos!

Ich spreche aus eigener Erfahrung, denn meine Krankengeschichte hat mich zur Cranio-Sacral-Therapie geführt. Damals war es mein größter Wunsch, meine chronischen Rückenschmerzen loszuwerden und mich wieder frei bewegen zu können. Natürlich war ich meiner Therapeutin dankbar, dass sie mich unterstützte, mein Rückenleiden zu besänftigen und wieder beweglich zu werden.

Doch während meiner Ausbildung habe ich zutiefst (mit jeder Zelle meines Körpers) verstanden, dass sich mein Wirken nicht darauf beschränkt, nur auf körperliche Ebene zu arbeiten und körperliche Schmerzen zu lindern.

Vielmehr erkannte ich, dass mein Körper der lebendige Ausdruck meiner gesamten Lebensgeschichte darstellt. Meine Gedanken und Gefühle, meine antrainierten Verhaltensmuster und vererbten Familienmuster wirken auf den Körper ein und formen ihn. Zudem nutzt die Seele den Körper, um auf physischer, erlebbarer Ebene die eigenen Lebensthemen aufzuzeigen.

Kommen heute Menschen mit körperlichen Themen zu mir, ist natürlich mein erster Fokus das Lösen von Verspannungen und das freie Fließen des Cranio-Sacralen-Rhythmus. Doch mein Blick geht weiter auf das große Ganze. Ich richte meine Aufmerksamkeit auf den gesamten Menschen und seine Lebensgeschichte.

Ich sehe es als meine Aufgabe, das Verständnis für den eigenen Körper zu schärfen. Ich möchte deutlich machen, dass Schmerzen ein innerer Ruf nach Hilfe und Wunsch nach Veränderung der Lebensführung sein können. Mein Wunsch ist es, dass Menschen in liebevollen Dialog mit dem Körper und der Seele treten und Frieden mit sich schließen. (Siehe auch den Blogartikel: Wie du Frieden mit deinem Körper schließt

Das beste Beispiel bin ich selbst: Meine Rückenschmerzen führe ich heute darauf zurück, dass mir die berufliche Sinnerfüllung fehlte. Zudem stand ich aufgrund meiner damaligen Leitungsfunktion unter permanenter, nervlicher Anspannung meinen Mitarbeitern gegenüber. Mein Terminkalender war übervoll und teilweise doppelt verplant. Stille, ruhevolle Auszeiten gab es kaum. Ich lieferte Dauerpower.

Ich bin der festen Überzeugung, dass es im Leben darum geht, sich selbst und den Mitmenschen immer besser zu verstehen. Das Leben tiefer zu begreifen. Daraus entsteht ein verantwortungsvoller Umgang mit sich selbst und Mitgefühl für andere.

Das Mythen-Fazit für dich:


Cranio-Sacral-Arbeit ist nichts Heiliges. Doch erinnere ich dich daran, dass dir dein
Körper heilig sein sollte.
Dich mit körperlichen, inneren Abläufen zu beschäftigen ist nicht esoterisch. Es schärft deine Selbstwahrnehmung.
Die Cranio-Sacral-Arbeit unterstützt dich, dein körpereigenes Potential zu aktivieren. Energie ist in dir.
Im Leben geht es darum, dich selbst immer besser wahrzunehmen und zu verstehen.
Dein Körper ist ein wunderbares Mittel, dir selbst bewusst zu werden.

Besserfühlenpraxis“ ist für mich die praktische Anwendung, dich körperlich, emotional und in deinen Beziehungen besser wahrzunehmen und zu begreifen. Das Ziel: Dein Leben immer bewusster und selbstbestimmter leben.

Alles Liebe für dich.
Ich freue mich über deinen Kommentar.

Von Herzen, Claudia